PSA Spleiß? Der Schein trügt

Im Kletterblatt 2011 wurde ein Bericht über einen dubiosen PSA-Spleiß veröffentlicht. Der Nutzer des Spleißes hat berechtigt über die Berichterstattung protestiert, da es sich nicht um einen PSA-Spleiß gehandelt hat. Der Spleiß war am Seil, um das Aufstiegsseil schnell in den Baum ziehen, bzw. das Seil leicht wieder abziehen zu können. Dazu hat er den Kern etwas herausgezogen und entfernt, das nun kernlose Seilende umgeschlagen und vernäht. Um keine lästigen Kanten zu haben, hat er die Schlinge sodann mit einem Klebeband umwickelt.

Verschiedene Interpretationen

Für ihn war es selbstverständlich, dass dieses Auge nicht als PSA-Auge eingesetzt wird. Mit dem verwendeten Klebeband ging er davon aus, dass dies auch für andere ein klares Signal sei, dass es sich nicht um ein zertifiziertes Seilauge handelt – zumal nur er selbst das Seil verwendete.

Nun wollte er sich von Freeworker ein neues Auge fertigen lassen und hat das Seil eingesandt. Dort nahm man fälschlicherweise an, der Einsender hätte das umgeschlagene Seilende als PSA-Vernähung genutzt und sich darin eingebunden. Warum? Weil der zuständige Spleißer an diesem Tag zu prüfende PSA-Ausrüstung vor sich liegen hatte, die er prüfen sollte. Der Spleißer zog den falschen Schluss, zeigte seine Entdeckung den anderen Verkäufern und auch ich habe das am Rande mitbekommen und sogleich fotografiert und abgespeichert. Nicht, um eine Sensationsmeldung für das Kletterblatt zu haben.

Vielmehr wollte ich davor warnen, Dinge zu tun, die anderen zum Verhängnis werden können. Das passierte nämlich schon mal mit einem Bergkletterseil, wie Pit Schubert in einem seiner Bücher aus der DAV-Arbeit berichtete. Aus irgendeinem Grund wurden damals zwei Dynamikseile mit einem Klebeband zusammen geklebt. Ein Kletterer nahm irrtümlich an, bei dem Klebeband handele es sich um die Markierung der Seilmitte, was zu damaliger Zeit nicht unüblich war. Das war fatal. Diesen Zeigefinger wollte ich mit der Geschichte hochheben, keinesfalls den Anwender bloß stellen. Es geht um Offenheit, damit wir aus Fehlern lernen, bevor etwas passiert – und wenn etwas passiert, daraus unsere Lehre ziehen. Wir haben nichts davon, wenn wir wie die Bildzeitung Namen benennen und öffentlich hinrichten. Es geht um die Sache!

Vorsicht vor Verwechslungen

Die Geschichte hat sich anders abgespielt, als dies im Kletterblatt dargestellt wurde. Dafür muss ich mich entschuldigen. Nichts desto trotz kann ich nur warnen, solche leicht verwechselbare Endverbindungen zu fertigen. Wenn nur eine kleine Schlinge am Seilende benötigt wird, z. B. um die Wurfleine mittels Karabiner schnell einzuhängen, reicht auch eine einfachere Methode: Dazu braucht es nur eine heiße Nadel, die man durch das Seilende sticht. In das nun entstandene Loch führt man eine dünne Reepschnur oder Wurfleine hindurch, die man dann zusammen spleißt oder zu einer Schlinge verknotet. Diese Schlinge wird mit Sicherheit nicht mit einem PSA-Auge verwechselt.

2 Replies to “PSA Spleiß? Der Schein trügt”

  1. Liebes Freeworker-Team!

    Ich freue mich über die Offenheit, mit der an solche Probleme gegangen ist. Schließlich sollte es uns allen als erstes daran liegen, SICHERE Arbeitsprozeduren zu nutzen und auch zu lehren bzw. auszubessern. Eine Kritik sollte nie als Beleidigung aufgefasst werden sondern als positiven Verbesserungsvorschlag.

    Letztendlich gibt es, auch bei mir, wie mir Dirk Lingens kürzlich bei der Diskussion über die Einfachabstiegsseiltechnik bei Stammatragungen erklärt hat, Verbesserungsbedarf bei mancher Arbeitstechnik, und nur weil ich noch keinen Unfall hatte, heißt das nicht, dass nie Unfallpotential vorhanden war.

    Danke für die ganzen interessanten Diskussionen bei verschiedenen Zusammentreffen und bis bald!

    Climb Save, Phil

  2. Die Sache mit dem Spleiß fand ich bemerkenswert, denn ich glaube, ich hätte schon mal hin und her solchen mit Klebeband in meiner Gegend gesehen, allerdings ohne weiteres.

    Ich halte also für selbstverständlich, sich nicht einfach darauf zu verlassen und künftig nur Seile zu erwerben, deren Ende ggf. ein Auge „ohne Tape“ aufweist. Ansonsten wäre es ok, wenn der Anwender nur für sich selbst bastelt und nur zu einem bestimmten Zweck einsetzt.

    Mir fällt ein, im Vergleich dazu, es sei eben gesetzlich verboten, z.B. eine Getränkflasche mit Benzin oder Spiritus im Haushalt zu füllen, damit Kinder sie nicht versehentlich mit irgendeiner Limonade verwechseln etc. Anders wäre es nur für sich selbst in einer privaten Werkstatt, wenn man keine Zeit habe, sonder kennlich zu machen. Riechen kann man ja noch vorm Gebrauch, aber auf Nummer sicher wäre es besser, eine Verwechslung zu vermeiden, wie eben auch im Zusammenhang mit Klebeband auf Seilen, die man ja nicht riechen kann, aber schon aus Prinzipien nach dem Motto, nie auf jemanden mit einer Flinte richten, auch wenn man glaubt oder sicher ist, sie sei nicht geladen.

    Selbst verzichte ich aber grundsätzlich auf Seilen mit Spleiß, denn es reicht schon, z.B. auf Nähte vom Klettergurt jedesmal mit einem kurzen Blick kontrollieren zu müssen. Deshalb ziehe ich vor, selbst nocht den Achter- oder Neunerknoten für das Anseilen zu machen, so daß ich selber genau weiß, was ich tue.

    Es war immerhin für mich ein schönes Erlebnis, letztes Jahr die Seilwerkstatt von Freeworker besichtigen zu dürfen… na ja, wie im richtigen Leben: „nichts ist wirklicher als die Wirklichkeit“.

    Schönen Grüß aus dem Rheingau

    Martial

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