Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010

And the Winner is …

Bernd Strasser konnte die Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010 für sich entscheiden – und ist somit zum 7. Mal Deutscher Meister im Baumklettern! Er durfte neben der begehrten Trophäe auch den von Freeworker gestifteten ersten Preis, ein Port-A-Ledge, entgegennehmen. Freeworker gratuliert und wünscht viel Freude mit dem Baumbett.

Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010

Wettbewerb

An der Spitze wird die Luft von Jahr zu Jahr dünner, denn die Zahl der Spitzenkletterer nimmt stetig zu. Das sorgt für Spannung. Hinzu kam, dass Bernd Strasser nach einem Jahr Pause wieder mit von der Partie war. Der achtfache Weltmeister ist mit seinen 40 Jahren noch immer das Maß aller Dinge. Nur gut, dass die „Jungen“ nicht vor Ehrfurcht erstarren, sondern dies als sportliche Herausforderung betrachten. Das wurde im Masters deutlich.

Einige Favoriten konnten sich aufgrund der hohen Favoriten-Dichte nicht qualifizieren. Unter den sechs Masters-Teilnehmern waren jedoch keine Überraschungen dabei. Alte Bekannte aus dem Favoritenkreis der vergangenen Jahre in der Reihenfolge der Platzierung:

  1. Bernd Strasser
  2. Ronny Epple
  3. Sebastian Hoffmann
  4. Roger Tanner (CH)
  5. Michi Hansch
  6. Moritz Theuerkauf

» Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010: alle Ergebnisse in der Übersicht (PDF)

Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010: Siegerehrung

Das Geschehen

In traumhafter Parkkulisse hat sich in diesem Jahr die Rekordzahl von 75 Baumpflegern dem Kletter-Wettbewerb gestellt. Der Wettbewerb bei den Frauen wurde hingegen abgesagt. Es war keine Anmeldung die Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010 eingegangen.

Wetter

Während es in ganz Deutschland regnete, blieb das kleine Fleckchen in Jüchen tatsächlich regenfrei. Einzig die Kälte schob sich Donnerstag und Freitag über die Fußsohlen in den Körper. Wer die Winterkleidung vergessen hatte, war ganz schön durchgefroren. Am Samstag war dann pünktlich zum Masters bescheidener Sonnenschein angesagt. Wahrscheinlich war das die Ausstrahlung der Teilnehmer, die sich so richtig warm geklettert hatten.

Interner Treff

Trotz geringer Aufklärung im Vorfeld waren neben der hohen Teilnehmerzahl doch zahlreiche Baumkletterer als Zuschauer angereist. Die interne Telefonpost hatte funktioniert. Von Ausstellern, Helfern und Teilnehmern abgesehen, dürften etwa 200 weitere Kletterer als Zuschauer dabei gewesen sein. Wer die Meisterschaft als internen Berufswettkampf schätzt, konnte hoch zufrieden sein. Die Stimmung war gut und die Vorbereitungen auch, den Veranstaltern sei Dank. Pannen gab es so gut wie keine, was bei einem solchen Event nicht selbstverständlich ist und hohes Lob verdient.

Catering

Als Verpflegung für Zuschauer waren Flammkuchen angesagt. Frisch im Ofen zubereitet und lecker. Mit der Auswahl von vier verschiedenen Flammkuchenvarianten konnte man sogar einen Hauch von Abwechslung in Frühstück, Mittagessen und Abendbrot bringen. Unbedingt wiederholenswert war der Kaffeestand. Die zwei Betreiber – gelernte Baristi – boten italienische Kaffeekunst vom Feinsten. Sehr gut waren auch die frisch zubereiteten Fruchtsäfte.

Rahmenprogramm

Am Freitagabend traf man sich nach der Quali im nahegelegenen Camp. Das ehemalige Gartenschaugelände war weit genug entfernt von menschlichen Behausungen. So konnte ausgelassen gefeiert werden. Musik, Lagerfeuer, Getränkeausschank und Essen boten den geeigneten Rahmen. Einzig die Teilnehmer, die am Samstag noch ihre letzte Wettkampfdisziplin vor sich hatten und die, die sich Chancen fürs Masters ausrechneten, mussten sich zurückhalten.

Unterkunft

Sehr praktisch war die Lage des nahegelegenen Camps. Mit Dusche, Toiletten und Miscanthus-Einfassung. Das Riesen-Chinaschilf war zwar schon zum großen Teil für die Energiegewinnung abgeerntet, doch einen zierenden Schilfgürtel hatte man stehengelassen. Dass Miscanthus gerne feuchten Boden und Sumpf mag, konnte hautnah erleben, wer die Abkürzung durch das Schilf nahm. Viele waren es nicht. Denn die Aufschreie der Versumpften warnten die Artgenossen. Wer nicht im Freien campen wollte, konnte im nahegelegenen Kloster Unterschlupf finden. Für wenig Geld bot das 800 Jahre alte Kloster ein gutes Bett und behagliche Wärme, was angesichts der nasskalten Witterung sehr angenehm war.

Bildergalerie: Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010

Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010: Visuelle Baumkontrolle

Parallel zur Deutschen Baumklettermeisterschaft 2010 in Jüchen gab es auch wieder einen Wettbewerb zur Baumkontrolle. Dr. Christian Rabe von der Forst-Uni in Freiburg leitete diesen Wettbewerb federführend. Sieben Teilnehmer stellten sich der Herausforderung. Drei Bäume mussten die Teilnehmer innerhalb einer Stunde bewerten und analysieren hinsichtlich Verkehrssicherheit und erforderlicher Pflegemaßnahmen. Ziel war es, sämtliche Defekte am Baum zu erkennen, zu benennen, Maßnahmen abzuleiten, die der Wiederherstellung der Verkehrsicherheit dienen – aber auch Maßnahmen vorzuschlagen, die nachhaltig der Entwicklung des Baumes dienen und den Fortbestand langfristig sichern.

Das Niveau hinsichtlich der Baumpflegemaßnahmen war sehr hoch. Defizite gab es eher in formeller Hinsicht. Denn in die Bewertung floss auch die Aufarbeitung der Daten bzw. die formelle Darlegung der Situation mit ein. Was dem Kontrolleur scheinbar klar ist, muss sich formell auch auf dem Bogen wiederfinden. Denn zur Durchführung der Baumkontrolle gehört auch die Dokumentation – wie z. B. Angaben zu Baumname, Standort, Baum-Nr., Ausführungszeitraum oder Dringlichkeit der Maßnahmen.

Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010: Visuelle Baumkontrolle

Am Ende hieß es wie ein Jahr zuvor: Gewinner ist Joe Bache aus Baden-Baden!

Clemens Lübbeke aus München belegt den zweiten Platz

Die Attraktivität für eine Teilnahme am Wettbewerb wurde gesteigert durch die Entscheidung der ISA-Germany e. V., wertvolle Preise zu vergeben. So konnte der erstplatzierte Joe Bache das Lasermessgerät TruPulse 200 zur Baumhöhenmessung im Wert von über 1000 Euro entgegennehmen.

O-Ton Joe Bache: „Nochmal ein großes Dankeschön. Ich hoffe, dass dieser Wettbewerb in Zukunft mehr Zulauf bekommt. Mit so tollen Preisen verstehe ich nicht, warum nicht mehr Leute mitmachen! Zu Hause angekommen habe ich spontan nach dem höchsten Baum in Baden-Baden gesucht. Den Mammutbaum in der Nähe des Burda Museums, den ich im letzten Jahr geklettert bin, hatte ich auf über 40 Meter geschätzt. Mein neues Gerät TruPulse sagt 39,5 Meter (Messtoleranz: +/- 1 Meter). Gar nicht schlecht geschätzt. In der Allee steht noch ein zweiter, sehr großer Baum ca. 100 Meter vom Mammut entfernt: ein Tulpenbaum. Wir waren vor ca. drei Jahren oben. Ein wunderschöner Baum, äußerlich fast unscheinbar, aber wenn Du erst mal drin bist … gigantisch! TruPulse sagt 40,4 Meter. Mit diesem Gerät werde ich den höchsten Baum in Baden-Baden auf alle Fälle finden.“

Damit der Wettbewerb noch interessanter wird und mehr Teilnehmer anlockt, wäre es vorteilhaft, die Preise schon weit vor der Anmeldung zu präsentieren. Wie auch im Kommentar beim Kletterwettbewerb angesprochen, wäre auch bei diesem Wettbewerb mehr Transparenz hinsichtlich Bewertung und gestellten Anforderungen wünschenswert. Wer nicht weiß, was ihn erwartet, kann sich nicht vorbereiten und stößt nur zufällig dazu. Ein weiterer Nachteil aus unserer Sicht: Der Wettbewerb läuft unter Ausschluss von Zuschauern ab. Wenn es gelänge, den Wettbewerb für Zuschauer attraktiv zu machen, würde das mit Sicherheit auch für Teilnehmer interessanter und von der Öffentlichkeit anders weitergetragen werden. Wir haben zwar noch keine Idee, wie das funktionieren könnte. Aber wir sind sicher, dass Möglichkeiten gefunden werden können, wenn sich viele schlaue Leute Gedanken darum machen.

Teilnehmerzahl hin, Zuschauerzahl her: Wir gratulieren auf alle Fälle dem Gewinner Joe Bache, der nun zum zweiten Mal diesen Wettbewerb für sich entscheiden konnte und wir gratulieren allen anderen Teilnehmern für ihr überzeugendes Abschneiden. Weiter so!

3 Replies to “Deutsche Baumklettermeisterschaft 2010”

  1. Weltmeisterbonus? Geheimniskrämerei raus, Spannung rein!
    Um gleich zu Anfang eines klar zu stellen: Bernd Strasser hat das Masters gewonnen und ist damit klarer Deutscher Meister, egal wie eng es in einem Wettbewerb zugeht, am Ende entscheidet auch eine Sekunde Unterschied oder die Entscheidung von Schiedsrichtern und Jury über Sieg oder Niederlage. Es ist ein „Spiel“, eine „Momententscheidung“ und das soll auch so bleiben. Eine Platzierung – egal wo – setzt sich zusammen aus den Komponenten „Können“, „Tagesform“, „Glück“, „Zufall“, „Schiedsrichterentscheidungt“ usw. Klar ist auch: unterschiedliche Meinungen zu Entscheidungen wird es immer geben.

    Als „Aussenstehender“ habe ich nach dem Wettbewerb jedoch mitbekommen, dass unter Kletterern das Ergebnis des Masters heftig diskutiert wurde. Im fachkundigen Publikum war man sich nicht einig, ja es wurden sogar Stimmen laut, die bei Bernd Strasser einen Weltmeisterbonus vermuteten. Das ist harter Tobak.

    Was wurde diskutiert? Einige sahen Ronny Epple vorn, weil er klar und strukturiert mit wenig Schnick-Schnack die Sache durchgezogen hatte. Diejenigen, die ihn vorne sahen sprachen von großer Übersicht und der einfachen, klaren Linie.

    Wieder andere sahen Sebastian Hoffmann vorne. Auf sie machte der leichte und spielerisch anmutende Kletterstil Eindruck. (Eigene Anmerkung: Wer Sebastian von seinen Anfängen her kennt, stellte fest, dass er nicht nur in den Kraft- und Sportdisziplinen wie Footlock der Champion ist, sondern inzwischen durch seine Baumpflege-Kletterpraxis in den vergangenen Jahren auch in der Baumkrone einen hervorragenden Überblick und Geschmeidigkeit dazu gewonnen hat.)

    Bernd Strasser fand bei allen Anerkennung für seinen einzigartigen Kletterstil. Die Kritiker meinten jedoch, dass er zwar viele Gimmicks zeigte (das bringe Punkte), jedoch auch da, wo einfachere Lösungen gereicht hätten. Es wurde angemerkt, dass er nicht durchgängig souverän wirkte, weil er sich beispielsweise gleich zu Anfang beim Einsatz eines Gimmicks verschätzte und seinen Plan mit dem Inline-Ankerpunkt aufgeben musste.

    Auch bei den anderen Teilnehmern des Masters herrschte Uneinigkeit darüber, ob nun die Platzverteilung richtig war oder nicht. Ich selbst habe das Masters zuwenig verfolgen können, als dass ich mir eine Meinung zu den Bewertungen erlauben könnte. Das will ich auch nicht tun. Für mich ist Bernd Strasser der neuen Deutsche Meister.

    Worum es mir in diesem Kommentar geht ist die Analyse dessen, warum es zu diesen unterschiedlichen Eindrücken kommen kann. Ich bin überzeugt davon, dass diese Diskussionen hausgemacht und im System schon vorgegeben sind, weshalb ich für Änderungen plädiere. Das bestehende Bewertungssystem ist für Laien, aber auch zuschauende Baumkletterer undurchsichtig. Jeder sieht die Leistung mit seinen Augen und bewertet deshalb unterschiedlich. Ein Wettbewerb braucht aber klare Gewinner und dazu braucht es klare Regeln! Die gibt es anscheinend auch, doch wer kennt sie?

    Bei den Baumklettermeisterschaften bekommen Schiedsrichter die neuesten Regeln und Änderungen oft erst kurz vor dem Wettkampf mitgeteilt, müssen aber dann sekundenschnell entscheiden. Kaum ein Kletterer und auch viele Teilnehmer kennen die Regeln nicht und schon gar nicht die Zuschauer. Viele Regeln sind sehr vage und oft auf die Bauchentscheidung des Schiedsrichters angewiesen, weshalb sie sehr von dessen Tagesform abhängen. Da hilft es nur, die Regeln transparent und nachvollziehbar für alle zu machen, für Kletterer und auch für uns Zuschauer. Wenn das nicht möglich ist, sind die Regeln zu kompliziert und sollten vereinfacht werden. ISA-Reglement hin oder her.

    Auch ohne Regeländerung kann man einiges für die Transparenz tun. Wie wäre es damit, die Entscheidungen und Punkteverteilungen sofort zu kommentieren? Schiedsrichter sollten nach jedem Wettbewerb Ihre Bewertung offenlegen. Möglichkeiten gibt es genug und das ohne zeitlichen Mehraufwand. Wo gibt es das, dass ein Zuschauer sich 4 Stunden einen Wettkampf ansieht und während des gesamten Wettkampfes keinerlei Hinweis auf die Bewertung bekommt, oder wie die Bewertung der gezeigten Leistungen einzustufen sind. Da braucht man sich nicht wundern, wenn viele eine Geheimwissenschaft dahinter vermuten, was es natürlich nicht ist. Eindrücke können sich im Laufe der Zeit in der Erinnerung verändern. Konkrete nachvollziehbare Ergebnisse lassen sich sofort einordnen und bewerten; ein Vergleichsfaktor, der nicht vom Erinnerungsvermögen abhängt.

    Wie sieht es bei unserem Wettbewerb aus? Erst einige Zeit nach dem Masters gibt es eine Siegerehrung und erst in diesem Moment wird die Entscheidung der Jury preisgegeben. Das mag zwar im Moment der Verkündung eine gewisse Spannung erzeugen, aber eben zu dem Preis, dass die Ergebnisse vielen als Willkür erscheinen.

    Spannung lässt sich auch anders aufbauen. Das zeigen die Skirennläufer. Beim ersten Rennen wird die Reihenfolge für das zweite Rennen gelegt. Der Beste startet zum Schluss. Nach jedem Rennläufer bleibt der Punktbeste auf dem Treppchen solange, bis er durch einen besseren abgelöst wird. Das ist Spannung pur, auch für die Wettkampfteilnehmer. Selbst die Eiskunstläufer, wo auch schwierige Dinge wie Grazie und Haltung in die Punktewertung einfließen, schaffen es, direkt eine Minute nach dem Wettbewerb die Punkte bekannt zu geben. Jeder in der Jury weiß exakt, was er bewertet und ist ein souveräner Routinier, der zu seinen Entscheidungen steht, auch öffentlich. Warum soll es nicht auch in der Baumpflege heißen:
    10 – 9 – 7 – 8 – 9 ?
    Und das nach jedem Durchlauf. Die Schiedsrichter sollten sich trauen, die Punktverteilung auch zu rechtfertigen und zu begründen. Geheimniskrämerei raus, Spannung rein! Und wie beim Fußball: Die Entscheidung des Schiedsrichters muss unantastbar sein und respektiert werden.

    So würde der Wettbewerb an Attraktivität gewinnen und wir würden hinterher nicht in Unkenntnis diskutieren, sondern über konkrete Entscheidungen debattieren. Spekulationen, Vermutungen oder Intrigen wären passé und es gäbe mehr Spannung für alle, für Teilnehmer, Kletterer und Laien. Was meint Ihr?

    Eines ist für mich aber klar und transparent: Ehre, wem Ehre gebührt! Und das sind am Schluss alle Teilnehmer, die sich drei Tage lang mit Spaß und Freude gemessen haben, für sich und uns Zuschauer. Die Jury hat entschieden und unser neuer deutscher Meister heißt Bernd Strasser! Freuen wir uns für ihn, für uns und für die nächsten Wettbewerbe, in denen Bernd unser deutsches Chapter vertreten wird. Wir dürfen sicher sein, dass er das beeindruckend tun wird, ob am Ende mit oder ohne Weltmeistertitel. Wir drücken ihm auf alle Fälle fest die Daumen.

  2. Nachgehakt
    Die Meisterschaft war gelungen. Alle Anwesenden Baumkletterer zufrieden. Es war wirklich ein schöner Wettbewerb. Was mich jedoch stört: Die Bevölkerung war wieder nicht eingebunden. Sicherlich, das Wetter war nicht für Parkbesuch geeignet und der Wettbewerb zwar in einer schönen Ecke des Parks, doch etwas abgeschirmt. Das aber reicht als Begründung für das Ausbleiben des Laien-Publikums nicht. Ich behaupte, der Wettbewerb bietet zu wenig dauerhafte Attraktion für Laien. Um die Bevölkerung neugierig zu machen und anzulocken, reicht es nicht in der Presse einen Artikel zu platzieren, Radio und Fernsehen für einen kleinen Beitrag zu gewinnen. Nur wenige Zuschauer aus der Bevölkerung waren extra angereist, die meisten spontane Zaungäste. Die Verweildauer eines spontanen Zuschauers schätze ich auf 10 Minuten. Aus meiner Sicht eine klare Sache:

    Hier fehlt die Spannung!
    …wohlgemerkt nicht für uns Baumkletterer, sondern für Laien. Wie man Wettbewerbe für Laien spannend macht, das könnten wir von Sportarten wie Biathlon, Skispringen oder Formel 1 lernen. Sportarten, wo eigentlich ständig Wiederholungen angesagt sind und es schnell langweilig werden kann. Diese Sportarten schaffen es, auch uninteressierte Laien wie mich in kürzester Zeit mit fiebern zu lassen und in Spannung zu versetzen. Das Geheimnis? Ein Reporter klärt auf mit Zahlen und Fakten; aktuelle Rundenzeiten werden durchgegeben; Favoriten werden benannt und beobachtet; ständige Übersicht über Platzierung schon vor dem Start des nächsten; verfolgbarer Ergebnisstand; direkter Vergleich auch im Wettbewerb; durchsichtige klare nachvollziehbare Regeln. Bei uns können nicht einmal die Kletterer ihre Leistung mit denen der anderen vergleichen, weil sie nicht wissen, was genau bewertet wurde.

    Der Einzelne mag auf Publicity verzichten können oder gar ablehnen, weil er die Meisterschaften als Fete unter Gleichgesinnten schätzt. Das schätze ich auch. Dies muss deshalb nicht zwangsläufig aufgegeben werden. Aber ein Verein wie die ISA müsste eigentlich andere Ziele haben als ein internes Fest zu veranstalten, so wichtig solche Veranstaltungen vereinsintern sein mögen. Sie sollte die Chance der Veranstaltung nutzen, um das Berufsbild der Baumpfleger zu schärfen und deren Arbeit bei der Bevölkerung bekannt machen.

    Warum wählen wir nicht die Form einer „Baumschau“ nach dem Vorbild der vielen gewerblichen Garten-Veranstaltungen, wo Herscharen von Gartenbesitzer hin pilgern und sogar kräftig Eintritt bezahlen? Baumpflege- und Galabau-Betriebe könnten sich präsentieren und zum Thema Baum von der Pflanzung über die Pflege bis zur Fällung aufklären mit Infoständen, Verbände könnten sich der Bevölkerung vorstellen, so würde nicht nur seitens der Fachhändler freeworker/Drayer/freetree Geld eingenommen werden. Sache der ISA wäre, dies zu koordinieren. Was private Dienstleister auf ihren Messeständen nicht leisten, das kann die ISA mit einem eigenen Infostand ausgleichen, so wie das die KWF auf ihren Messen auch macht. Das geht sicherlich nicht ohne straffe Organisation, würde aber dem Ziel der ISA „Pflege und Erhaltung des Baumbestandes“ m. E. gerechter werden.

    Wir jammern über die schlechte Baumpflege der anderen, darüber, dass die Preise für unsere Arbeit im Keller sind, darüber, dass Klettern nicht gleich Baumpflege ist. Wir fordern mehr Ausbildung und Anerkennung als Berufsbild. Es wird über Bürokratie und Regelwut geschimpft. Hier ein Schein, dort ein Zertifikat, dort ein unliebsames Gesetz. Mir kommt es oft vor wie das Setzen von Malefiz-Steinchen, um der Konkurrenz den Weg zu verbauen, damit man als Einziger bzw. Erster das Ziel erreicht. Ich halte es für effizienter, dem Schrebergartenbesitzer zu zeigen, wie man Hecken, Obstbäume und Großbäume richtig pflegt oder anlegt.

    Natürlich geht eine solche Schau nicht zum Nulltarif, aber es könnte sich finanziell selbst tragen, wenn man den Sponsoren oder Ausstellern endlich das bietet, was sie brauchen: Kundschaft! Kommt die Bevölkerung, sind das nicht nur die Kunden von lokalen Banken, Autohändlern oder Kaufleuten, die man dann als Sponsoren gewinnen könnte, sondern es sind auch die Kunden von uns Baumpflegern. Und wenn unsere Kunden schon mal da sind, dann fangen wir doch an, sie aufzuklären. Sozusagen Aufklärung von unten her! Hier können wir zeigen, dass wir es ernst meinen mit guter Baumpflege, nicht mit dem Finger auf den anderen bösen Kollegen oder Hausmeister, sondern intelligent die eigene Qualität vorführen.

    Die Deutsche Baumklettermeisterschaft könnte ein idealer Rahmen dafür sein und der Spaß für jeden Teilnehmer und das Fachpublikum müsste darunter nicht zwangsläufig leiden.

    Johannes Bilharz
    (im Herzen seit 35 Jahren Baumpfleger)

  3. Hallo, ja die Regeln und Bewertungen bei der Meisterschaft sind nicht einfach.
    Beim Footlock, Schnellklettern ist die Zeit der Faktor, die ist messbar, bei der Wurfschnur sind die Treffer und der Seileinbau erkennbar.
    OK hier ist es für den Laien und Teilnehmer alles soweit klar.
    Bei der Rettung fängt es schon an, wurde der Verletzte sicher und schonend aus dem Baum geholt, Ja / Nein klare Punkte. Wurde der Notruf veranlasst? der Verletzte beruhigt und eingebunden !
    wurde die Zeit eingehalten ?
    Auch hier geht es noch fast übersichtlich zu, aber beim Arbeitsklettern scheiden sich die Geister (Beim Master erst recht) vielleicht sollte man hier einen Bewertungsbogen öffentlich auslegen und vermerken für welche Leistung welche Punkte vergeben werden und dann nach dem Durchgang mal kurz über das Mikro durchgeben der Teilnehmer xyz hat ??? Punkte erreicht ggf. Ausführung, Sicherheit, Zeit und Bonus.
    Aber dazu müßten sich wohl einige über die Vorgaben aus USA einige Gedanken machen und auch diese mal durchsetzen. Einfacher ist es alles aus USA zu kopieren und so stehen zu lassen.
    Also an den Vorstand der ISA tut mal was in dieser Richtung !!!

    Und diesmal war der Besucherstrom leider wirklich nicht so gut, Wetter hin und her, 2008 (Bad Nauheim) und 2009 (Freiburg) war es besser.
    An dem Ort Dyck hat es nicht gelegen, toller Baumbestand.
    Auch hier hätte die ISA etwas mehr an Öffentlichkeitsarbeit tun können. in Bad Nauheim hatte sich dafür jemand (und das weiss ich aus zuverlässiger Quelle) richtig den Arsch aufgerissen.
    Klaus Franke

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