Wir hatten Gelegenheit, das neue mechanische Klemmgerät ZigZag von Petzl ausführlich zu testen. Hier die ersten Eindrücke. Das Gerät ist sehr schlank und wirkt daher sehr interessant. Das Prinzip ist die mechanische Antwort auf das Hohltau-Prinzip von Andrés Beisswingert (Hohltau statt Klemmknoten; bei Last verengt sich das Hohlseil und erzeugt so die Klemmwirkung). Petzl verwendet jedoch kein Hohlseil, sondern hat mechanische Scheren. Bei Last ziehen sich die kettengliedartig angeordneten Scheren auseinander und klemmen das Kletterseil ein.
Marchard-Knotenprinzip
Das Gerät ist eine sehr gelungene Kopie des Marchard-Knotenprinzips: Karabiner, Rolle und kurzes Klemmseil (= mechanische Scheren). Es lässt sich erstaunlich leicht und intuitiv bedienen. Die Handbewegungen, das Strammziehen des Seildurchhangs durch Nachziehen des Seiles über die Rolle, alles identisch mit dem Kletterstil beim Kurzknotenklettern. Bei genügend Seilgewicht und vertikal herunterhängendem Seil reicht es aus, oberhalb des Gerätes das Seil zu verkürzen. Es läuft dann automatisch durch das Gerät. Nicht so schön wie beim SpiderJack, aber fast so gut wie beim LockJack. Beim Zurückgehen aus der Kronen-Peripherie läuft das Seil dagegen nicht vertikal, sondern im Bogen zum Stamm. Hier stockt das Seil beim ZigZag und lässt sich nicht einhändig von oben füttern. Bei diesem Bewegungsablauf ist der SpiderJack nach wie vor das Maß der Dinge.
Man kann mit der Hand die Scheren umfassen wie einen Klemmknoten und hat so ein optimales Gefühl für die Dosierung. Nicht ganz, aber fast so gut wie beim Knoten. Einklemmgefahr besteht kaum, da sich bei Last die Scheren auseinander- und nicht zusammenziehen.
ZigZag kommt inklusive Wirbel
Petzl hat dem Gerät einen schönen kleinen Wirbel spendiert. Das Wirbelauge ist sehr klein. Für die meisten Karabiner zu klein. Aber mit dem Oval-Karabiner von Petzl kein Problem. Absicht? Vielleicht wurde das Auge auch nur so klein gewählt, damit sich der Karabiner in der Öse nicht drehen und verklemmen kann.
Beidhändig zu bedienen
Das Gerät ist wie ein Klemmknoten symmetrisch, weshalb es sehr leicht sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand bedienbar ist. Je dünner das Seil, desto besser funktioniert es, nicht so gut mit steifen Seilen. Die Scheren sind unempfindlich auf Unterschiede im Seildurchmesser, weil sie sich bei dünneren Seilen einfach weiter auseinander ziehen. Allerdings nimmt physikalisch gesehen der Anpressdruck ab, je weiter die Scheren auseinander gezogen sind. Das scheint aber in der Spanne der Baumkletterseile (11 bis 13 mm) nicht allzu relevant zu sein.
Verschleiß beim ZigZag
Verschleiß wirkt sich deshalb wahrscheinlich nicht stark aus, da sich die Scheren bei Abrieb einfach weiter auseinander bewegen und die Klemmwirkung nicht mindern. Verschleiß dürfte aber wahrscheinlich sowieso kein allzu großes Thema sein, weil die Scheren aus Edelstahl sind und sich kaum abnutzen. Spannend wird es auf Dauer sein, wie die Gelenke mit Harz und Dreck zurechtkommen. Möglicherweise lassen sie die Gelenke auch immer wieder leicht reinigen. Das wird die Praxis zeigen.
Eine der ersten Fragen, die im Vorfeld immer wieder gestellt wurde ist auch beantwortet. Das Gerät ist nicht am Einfachseil zugelassen.
Fazit
Neben dem SpiderJack und dem LockJack wird das ZigZag seinen festen Platz in der Welt des Baumkletterns finden, davon sind wir überzeugt. Das Kletterprinzip entspricht exakt dem eines Kurzknoten-Systems. Ob diese 1:1 Kopie des Klemmknotens die Knoten verdrängen wird, das wird die Praxis entscheiden. Der Seildurchlauf kann mit dem beim LockJack konkurrieren, allerdings lässt sich das Gerät nicht direkt am Seil einbauen, sondern muss vom Seilende her eingebaut werden. An das einhändige Füttern in jeder Klettersituation und die gute Dosierbarkeit gerade bei höheren Abseilgeschwindigkeiten des SpiderJack kommt das ZigZag hingegen nicht heran. Wer mit dem SpiderJack davon klettern möchte, muss allerdings auch mehr üben.