Wichtiger Unterschied: Nutzlast vs. Bruchlast

Wichtige Parameter bei der Seilklettertechnik (SKT) und beim Rigging sind Nutzlast und Bruchlast. In der Baumpflege verwenden Baumkletter*innen neben passendem Werkzeug immer wieder Hardware wie Seilrollen, Karabiner oder andere Seilgeräte – zum Beispiel zum Ablassen von Lasten beim Rigging. Wird diese Hardware in der SKT zur Personensicherung verwendet, wird sie zum Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA).

Auf allen Verbindungsmitteln, die als PSA oder für schwere Lasten gedacht sind, befindet sich auf dem Gerät eine kN-Angabe – zum Teil auch mehrere, unterschiedliche Werte. Doch welche ist die Nutzlast, welche die Bruchlast? Und was bedeuten diese Begriffe für den Arbeitsalltag?

Was ist der Unterschied zwischen Bruchlast und Nutzlast?

Die (Mindest-)Bruchlast gibt an, ab welcher Kraft das Material versagt. Oder anders ausgedrückt: Dieser Wert zeigt, welche Kraft das Produkt einmalig mindestens aushalten muss, ehe es bricht, reißt oder ähnliches. Die Nutzlast sagt aus, mit welcher Kraft das Material im Arbeitsalltag regelmäßig belastet werden darf. Wichtig: Diese Angaben beziehen sich auf den unbeschädigten Neuzustand. Wird die Rolle, der Karabiner etc. regelmäßig benutzt, beeinträchtigt das die Bruchlast.

Die Nutzlast ergibt sich, wenn man die Bruchlast durch den Sicherheitsfaktor teilt. Wird kein Sicherheitsfaktor vom Hersteller angegeben (z. B. in der Bedienungsanleitung), wird mit Faktor 5 gerechnet: Eine Rolle mit einer Bruchlast von 50 kN hat eine Nutzlast von 10 kN. Im PSA-Bereich liegt der Faktor bei 10. Das bedeutet, dass ein Karabiner mit 22 kN Bruchlast auf 2,2 kN Nutzlast kommt.

Bruchlast ÷ Sicherheitsfaktor = Nutzlast

Welche Lastangabe finde ich auf dem Produkt?

Nach den aktuell geltenden Normen müssen Hersteller auf dem Produkt selbst die (Mindest-)Bruchlast angeben, nicht die Nutzlast. Findet sich auf dem Gerät eine Lastangabe ohne Erläuterung, ist es die Bruchlast. Auf Karabinern finden sich im Normalfall zwei, bzw. drei Angaben: Bruchlast längs, Bruchlast quer und Bruchlast offen. Bei Rollen wird neben der Gesamt-Bruchlast oft die Last auf beiden Seilenden zusätzlich mit angegeben.

Auf meinem Gerät steht eine zweite Last mit Kürzel

Auf manchen Geräten gibt es weitere Angaben zum Beispiel mit dem Kürzel WLL davor. Das bedeutet „WorkLoad Limit“ und ist ein anderer Begriff für Nutzlast. Es gibt also Hersteller, die auch die Nutzlast zusätzlich mit angeben. Weitere Abkürzungen oder Begriffe für die Nutzlast sind SWL („Safe Working Load“) oder Arbeitslast. SWL wird allerdings nicht mehr verwendet, da das Wort „safe“ (engl. für „sicher“) in diesem Zusammenhang missverständlich ist und zu falschen Einschätzungen führen könnte.

Auch für die (Mindest-)Bruchlast existieren verschiedene, weitere Synonyme. Oft findet sich vor dieser die Abkürzung MBS für „Minimum Breaking Strength“ oder auch BLL für „Breaking Load Limit“.

Gängige Begriffe und Abkürzungen

  • Bruchlast: MBL (Mindestbruchlast), MBS (Minimum Breaking Strength), BLL (Breaking Load Limit)
  • Nutzlast: Arbeitslast, WLL (WorkLoad Limit), SWL (Safe Working Load)

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5 Replies to “Wichtiger Unterschied: Nutzlast vs. Bruchlast”

  1. Hallo,
    ihr schreibt: “ … Im PSA-Bereich liegt der Faktor bei 10. … “
    Ich bestreite nicht, dass SF 10:1 das eine vernünftige Annahme ist, aber ich finde keine referenzierbare Quelle für den PSAgA-SF 10:1. (…im Gegensatz zum SF 5:1, der z.B. aus Herstellerangaben zu WLL und Mindestbruchlast von Komponenten hervorgeht)
    Aus welcher Quelle (Norm, UVV oder etwas dergl.) geht das direkt so hervor oder lässt sich zumindest daraus ableiten? Aus den beiden verlinkten Infos des FISAT und von Kong kann ich das nicht herauslesen.
    Ist das nun einfach nur eine Daumenregel oder existieren tatsächlich Vorgaben für die Auslegung von PSAgA, welche es erlauben die Mindestbruchlast-Anforderungen an die verschiedenen PSA-Komponenten z.B. der SKT abzuleiten? Und wenn ja, wo sind die zu finden?
    Viele Grüße, würde mich über Antwort freuen

    1. Hallo Sebastian,

      danke für deine Rückmeldung. Die Quelle für den Faktor 10 ist das SKT-A Kursskript der Münchner Baumkletterschule (Seite 11). Wir sind gerade selbst dabei, die dazu zu Grunde liegende Quelle zu ermitteln und werden dies dann auch hier noch veröffentlichen, wenn wir dazu weiteres gefunden haben.

      Viele Grüße vom Freeworker

  2. Hallo, Danke, da bin ich ehrlich gespannt. Ich habe hier noch was gefunden, leider nicht zu PSA direkt sondern nur für Lasten:

    in dem leider nur unvollständig einsehbaren „Buch Knoten, Stiche, Bunde und Anschlagmittel“ von Christof Linde auf Seite 70/71 gibt einen Verweis auf die DIN 1492-2 (keine Ahnung, ob die genau so noch aktuell ist…) mit dem SF 7:1 für Rundschlingen begründet und gefordert wird wenn diese „im Industriebereich zum Heben und Tragen von Lasten verwendet werden“… ich hoffe, ihr könnt das dort auch finden. (Die Norm müßte man eben bei Beuth teuer kaufen, vielleicht gäbe das Buch auch noch mehr her …ist eben nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar…)
    Viele grüße!
    Sebastian

  3. Hi, gibt es dazu eine Info?
    Mich interessiert auch ob ich mit einer Installation mit 5:1 oder 10:1 rechnen sollte für die Anschlagspunkte.
    Gruß,
    micha

    1. Hallo Micha,
      Natürlich kommt es als erstes Mal drauf an welches Produkt es ist. Aber du solltest immer mit der Nutzlast arbeiten. Die Bruchlast ist schließlich der Punkt bei dem das Produkt versagen darf. 10:1 gilt laut Artikel für die PSA Ausrüstung: „Eine Rolle mit einer Bruchlast von 50 kN hat eine Nutzlast von 10 kN. Im PSA-Bereich liegt der Faktor bei 10. Das bedeutet, dass ein Karabiner mit 22 kN Bruchlast auf 2,2 kN Nutzlast kommt.“
      Liebe Grüße,
      dein Freeworker Team.

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