Karabiner spielen in der Baumpflege und beim Baumklettern eine wichtige Rolle. Sie sind die elementaren Verbindungselemente zwischen den einzelnen Komponenten des Klettersystems. Außerdem sind sie nützliche Helfer bei der Sicherung von Material z. B. am Klettergurt. Karabiner gibt es in verschiedenen Formen, mit unterschiedlichen Verschlüssen und für viele Einsatzzwecke. Welche Form und welcher Verschluss eignen sich wann und wo in der Baumpflege und beim Baumklettern mit Seilklettertechnik?
Welche Normen gelten für Karabiner in der Baumpflege?
Beim Baumklettern bzw. in der Seilklettertechnik (SKT) werden grundsätzlich Karabiner verwendet, die nach EN 362 (PDF) und/oder EN 12275 (PDF) zugelassen sind. EN 362 beschäftigt sich mit Persönlicher Absturzschutzausrüstung – Verbindungselemente, EN 12275 mit Bergsteigerausrüstung – Karabiner. Dies gilt nur für Karabiner, die Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) sind und zur Personensicherung verwendet werden. Karabiner ohne entsprechende Zertifizierung setzen Arborist*innen zum Beispiel zur Materialsicherung o. ä. ein.
Karabiner, die in der SKT Teil der PSA sind, sollten drei wichtige Bedingungen erfüllen:
- Der Karabiner ist nur mit drei voneinander unabhängigen Bewegungen zu öffnen.
- Der Verschluss schließt und verriegelt automatisch.
- Die Bruchlast beträgt mindestens 20 kN.
Verschlussarten von Karabinern
Schnappkarabiner (Schnapper)
Diese Verschlussart ist im Bergsport sehr verbreitet. Kletter*innen verwenden sie auch zur Personensicherung. In der SKT und der Seilzugangstechnik (SZT, Industrieklettern) sind Schnappkarabiner nicht zugelassen, da sie keine zusätzliche Sicherung haben. Deshalb werden sie beim Baumklettern nur für Material o. ä. verwendet.
Schraubkarabiner (Schrauber)
Um diese Karabiner zu öffnen, braucht es im Normalfall länger. Deshalb setzen sie Baumpfleger*innen oft dort ein, wo der Karabiner nicht ständig geöffnet und geschlossen wird.
Handballenkarabiner
Wie der Name schon verrät, wird hier der Verschluss von Handballen und Fingern betätigt. Sie zählen meist zu den Zwei-Wege-Karabinern. Diese Karabiner lassen sich schnell öffnen und werden häufig an Klettersteigen oder für Gerüstarbeiten eingesetzt. Beim Baumklettern werden sie für Halteseile / Kurzsicherungen verwendet.
Trilock
Diese Verschlussart ist für PSA-Karabiner in der Baumpflege am besten. Für den Drei-Wege-Verschluss oder Triple-Lock gibt es diverse technische Lösungen. Am häufigsten ist die folgende: Zunächst muss man die Verschlusshülse aufschieben und dann drehen, ehe der Verschluss sich öffnen lässt.
Weitere Lösungen für Trilock-Karabiner
Eine weitere technische Lösung für den Trilock ist der Ball-Lock-Verschluss. Das ist ein von Petzl patentierter Mechanismus, der die Karabiner zu Safe-Lock-Karabinern macht. Erst wenn der*die Kletter*in den grünen Ball drückt, lässt sich die Verschlusshülse drehen und der Karabiner öffnen. Nur wenn der grüne Ball zu sehen ist, ist der Karabiner korrekt verschlossen. Kleiner Nachteil des pfiffigen Systems: Mit Handschuhen braucht es etwas Übung, um die Ball Locks zu öffnen.
Auch DMM hat eine eigene Lösung entwickelt: 4-Wege-Karabiner mit dem Durolock Prinzip. Dabei sind vier verschiedene Bewegungen notwendig, um den Karabiner zu öffnen. Das sorgt für ein zusätzliches Plus an Sicherheit beim Baumklettern und ist mit einer Hand auszuführen.
Was heißt Keylock?
Keylock bedeutet so etwas wie Schlüsselloch-Verschluss. Der Name kommt von der spezifischen Form der Verriegelung zwischen Schnapper und Karabiner, die an ein Schlüsselloch erinnert. Die Nase des Karabiners hat an der Spitze eine Verdickung, deren Negativ im Schnapper zu finden ist. Wie Schlüssel und Schlüsselloch passen beide perfekt ineinander.
Dieses System weist – im Gegensatz zu anderen Lösungen – keinerlei Haken o. ä. auf, an dem sich Seile oder Bandschlingen während des Einlegens oder Lösens verfangen. Außerdem gibt es keine scharfen Kanten mehr, durch die das Baumkletterseil beschädigt werden könnte. Trotzdem verschließt es genauso zuverlässig wie die klassischen „Haken und Stift“-Systeme.
Bruchlast für PSA-Karabiner in der Baumpflege
Die Bruchlast von mindestens 20 kN bezieht sich auf korrekt verschlossene Karabiner und auf eine Belastung in Längsrichtung. Ist der Karabiner geöffnet oder wird quer belastet, verringert sich die Bruchlast enorm. Um zu verhindern, dass sich die Bruchlast reduziert oder der Karabiner im schlimmsten Fall versagt, muss beim Baumklettern auf folgendes geachtet werden:
- Querbelastung
- Biege- oder Drehbelastung
- Druck auf die Verschlusshülse
- Blockierung des Automatikverschlusses
Diese Punkte lassen sich durch eine entsprechende Klettertechnik und eine passende Fixierung des Karabiners ausschließen. Für letzteres gibt es verschiedene Hilfsmittel wie zum Beispiel spezielle Karabinerfixierungen. Außerdem haben einige Karabiner einen Captive Bar. Das ist ein Fixierstift, der eine Querbelastung verhindert. Manche haben ein kleines Horn an der Rückseite. Dadurch reduziert sich das Risiko, dass sich Rollen und Sicherungsgeräte verkanten. Denn das kann ebenfalls zu einer Querbelastung führen.
Welches Material eignet sich am besten für Baumpflege-Karabiner?
Bei der Materialauswahl spielen das Einsatzgebiet und das Gewicht eine wichtige Rolle. PSA-Karabiner bestehen entweder aus Stahl oder aus Aluminium. Diese Materialen sind besonders stark und weisen eine hohe Bruchlast auf. Baumkletter*innen verwenden meist Aluminium-Karabiner. Denn sie sind deutlich leichter als Stahl-Karabiner und beim Klettern zählt jedes Gramm. Dafür ist Stahl wesentlich stärker als Aluminium. Deshalb sind Stahl-Karabiner oft beim Rigging im Einsatz.
Formen von Karabinern
D-Karabiner
Die asymmetrische D-Form sorgt für eine optimale Verteilung der Last entlang des Rückgrats, dort ist der Karabiner am stärksten. Diese Form eignet sich besonders für die Verbindung mit Abseilgeräten oder Anschlagpunkten. Außerdem reduziert diese Form das Risiko, dass sich der Karabiner ungewollt dreht, sich dadurch falsch positioniert und querbelastet wird.
Oval-Karabiner
Diese Karabiner haben eine nahezu symmetrische Form. So wird die Last gleichmäßig verteilt. Sie sind vielseitig einsetzbar und können gut mit anderen Geräten und Verbindungsmitteln kombiniert werden.
HMS-Karabiner
HMS ist die Abkürzung für Halbmastwurf-Sicherung. Diese Karabiner-Form wurde für die Vorstiegssicherung mittels Halbmastknoten entwickelt. Die breite Seite bietet Platz für den Sicherungsknoten, während der schmale Teil für eine gute Stabilität des eingehängten Verbindungsmittels sorgt.
Materialkarabiner für den Gurt
Für Baumpflege und Baumklettern gibt es spezielle Materialkarabiner, die direkt am Klettergurt eingehängt oder befestigt werden und dort bleiben. Die Aufhängung für den Gurt befindet sich am Karabinerrücken und sorgt dafür, dass der Karabiner in Position bleibt. Material wie die Motorsäge wird einfach eingehängt und bleibt sicher am Gurt, wenn es nicht benötigt wird.
Sonderformen mit Wirbel, Auge, Rolle etc.
Eine weitere Besonderheit sind Karabiner mit integriertem Wirbel, integrierter Rolle oder integriertem Auge. Dort können z. B. Seile direkt eingelegt oder eingespleißt werden. Sie werden oft für Halteseile / Kurzsicherungen oder Umlenkungen verwendet. Auch auf Seilbrücken werden sie eingesetzt.
Kleiner Tipp
Zur Materialsicherung muss es nicht immer ein großer Karabiner sein. Gerade für kleinere Geräte oder Materialien sind kleine, kompakte Karabiner perfekt. Es gibt sie in vielen verschiedenen Formen und Farben. So behältst Du stets den Überblick und Dein Material ist übersichtlich am Gurt organisiert.
Welche Pflege braucht ein Karabiner?
Wie jedes andere Werkzeug benötigen Karabiner von Zeit zu Zeit etwas Pflege – vor allem wenn sie stark verschmutzt oder schwergängig sind. Dazu empfiehlt es sich, die Karabiner in lauwarmem Wasser (ca. 30° C) zu waschen, ggf. mit einem neutralen Reinigungsmittel und z. B. mit Hilfe einer alten Zahnbürste. Danach die Karabiner mit klarem Wasser abspülen. Beim Trocknen direkte Sonneneinstrahlung oder andere Hitzequellen wie eine Heizung vermeiden. Wenn der Karabiner vollständig getrocknet ist, schadet ein Tropfen Kriechöl am Verschluss bzw. den beweglichen Teilen definitiv nicht.
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