Europäische Baumklettermeisterschaft 2023 – Kilpatrick & Grønbæk holen sich ersten Euro-Titel

Vom 30. Juni bis 2. Juli fand in Budmerice die Europameisterschaft der Baumkletterer statt. Drei Tage lang gab es für die kleine Ortschaft in der Slowakei einiges an Action zu bestaunen. Mit 74 Teilnehmern brach die ETCC-Veranstaltung den Rekord der bisherigen Teilnehmerzahl. Neben den 68 Startern aus ganz Europa, wollten auch fünf deutsche den Titel des Europameisters an sich reißen.

Am Ende krönten sich James Kilpatrick und Louise Grønbæk zum ersten Mal zum Europameister und zur Europameisterin. Aber auch die anderen deutschen Platzierungen bei der Europameisterschaft waren absolut herausragend. Bis auf Felix Funke konnten sich alle deutschen Teilnehmer unter den Top 5 platzieren.

Kompakter Zeitplan und Start um sieben Uhr

Kastiel Budmerice

Zu Füßen des Kaštiel‘ Budmerice in der Slowakei fand vom 29. Juni bis zum 2. Juli die Europameisterschaft im Baumklettern statt. Wie bei allen Meisterschaften brach auch hier bereits am Freitag eine vier Stunden lange Hektik aus. Der Grund? Wie bei jeder Meisterschaft: Der Gear-Check. Nicht erlaubte, kaputte oder veraltete Ausrüstung wurde im Notfall durch neue Teile ersetzt.

Am Samstag folgten dann die Vorwettkämpfe und die Qualifikation um die Masters-Startplätze. Genau wie in Brüssel, funktionierte der strikte Zeitplan ohne viel Verschiebung. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl (74, 52 Männer, 21 Frauen und eine Gaststarterin aus der USA) wurde dieses Mal schon ab sieben Uhr geklettert. Durch die tolle Organisation endete der Wettkampf noch mit Sonnenlicht. Anschließend gab man direkt vor dem Schloss Budmerice die Masters Teilnehmer bekannt.

Auch der Sonntag verlief wie am Schnürchen. Alle acht Teilnehmer (fünf Männer, drei Frauen), absolvierten ihre Aufgaben mit Bravour, Grønbæk und Kilpatrick sogar kurzzeitig im Nieselregen, sodass um 15 Uhr das „1 vs. 1-Ascent“-Event beginnen konnte.

Die Vorwettkämpfe und ihre Disziplingewinner

Felix Funke bei der Rettung

Im kleinen Örtchen Budmerice, am Rande der Slowakei, stellten sich die 74 Teilnehmer den fünf Stationen der einzelnen Disziplinen. An den Stationen gab es keine Veränderung: Workclimb, Rettung, Speed Climbing, Ascent und Throwline waren die fünf Wertungen, welche addiert wurden und am Ende acht Herausforderer für die Masters Challenge hervorbrachte.

Für Deutschland gingen bei den Männern der amtierende deutsche Meister James Kilpatrick, Felix Funke und der erst 18-jährige Viktor von Magnus an den Start. Bei den Damen starteten Eva-Maria Mauz und Sélina Hornbogen für die deutschen Farben.

Bereits in der Vorentscheidung konnten James Kilpatrick und Sélina Hornbogen auf sich aufmerksam machen. Kilpatrick gewann die Rettung und den Work Climb, während Hornbogen sich beim Speed Climbing als schnellste Kletterin des Starterfeld bewies. Hier bewährte sich auch der 18-jährige Viktor von Magnus, der beim Speed Climbing sich den zweiten Platz und beim Ascent den dritten Platz schnappte. Eva-Maria Mauz kletterte bei der Rettung hinter der amtierenden Europameisterin Hedger auf den zweiten Platz.

Die Sieger der einzelnen Disziplinen am Samstag waren:


  • Speed Climbing
  • Anders Vinther (DEN) & Sélina Hornbogen (GER)
  • Ascent
  • Anders Vinther (DEN) & Josephine Hedger (GBR/IRL)
  • Rettung
  • James Kilpatrick (GER) & Josephine Hedger (GBR/IRL)
  • Throwline
  • Jaakko Romu (FIN) & Louise Grønbæk (DEN)
  • Work Climb
  • James Kilpatrick (GER) & Josephine Hedger (GBR/IRL)

Wie bereits im Vorjahr qualifizierten sich bei den Frauen die Titel verteidigende Britin Josephine Hedger, die Schwedin Boel Hammarstrand und die Dänin Luise Grønbæk für das Masters am Sonntag. Die beiden deutschen Starterinnen Eva-Maria Mauz und Sélina Hornbogen erreichten mit einer starken Leistung den vierten und fünften Platz, konnten sich dadurch aber knapp nicht fürs Masters qualifizieren.

Bei den Männern kletterten am Samstag neben dem Schweden Joe Stockton, dem Briten Michael Curwen und dem Dänen Anders Vinther auch zwei Deutsche in das Masters. Neben dem amtierenden deutschen Meister und Vize-Europameister James Kilpatrick, schaffte es auch der 18-jährige Viktor von Magnus in die Endrunde, eine wirklich herausragende Leistung die der Rookie am Samstag ablieferte.

Titelverteidiger Johan Pihl (Schweden) erreichte in der Vorentscheidung nur den 13. Platz. – Hier könnte sich ein „Europameister-Masters-Fluch“ anbahnen, denn dies geschah auch schon beim letzten Europameister: Frits van der Werff (Belgien, 2019), erreichte bei seiner Heim-EM in Brüssel ebenfalls nur den 13. Platz. – Die anderen deutschen Teilnehmer erreichten folgende Plätze: Felix Funke (38. Platz)

Der Mastersbaum

Masters Tree

Als Mastersbaum diente am Sonntag eine wundervolle aber herausfordernde Zerreiche (Quercus cerris). Zerreichen wachsen als Bäume und können eine Wuchshöhe von 35 Metern erreichen. Ein Baum dieser Art kann bis zu 200 Jahre alt werden. Die Laubblätter sind wechselständig am Zweig angeordnet.

Masters der Damen

Women Champions

Den Anfang bei den Damen machte die Vorjahresdritte Boel Hammarstrand. Die Schwedin, die am Vortag mit einem Einhornhelm und dem Motto „Man solle sich selbst nicht zu ernst nehmen“, meisterte die Zerreiche mit Bravour. Hammarstrand verbesserte ihre Punktzahl im Vergleich zum Vorjahr um 63 Punkte und lieferte mit 130,00 eine Punktzahl die nicht leicht zu überbieten werden sollte. Die amtierende Europameisterin Josephine Hedger hatte dieses Jahr tatsächlich Probleme die gesetzte Marke der Schwedin zu knacken und konnte trotz einer super Leistung lediglich 127,33 Punkte verbuchen.

Den Schluss setzte die Vizemeisterin des Vorjahres: Louise Grønbæk. Die Dänin hatte großes vor, denn wie letztes Jahr ging sie als Gewinnerin des Vorentscheids in die Masters Challenge. 2022 zog die Dänin am Sonntag den Kürzeren gegen die mehrmalige Europameisterin aus Großbritannien, doch dies war dieses Mal anders. Unter tobendem Applaus stieg die Dänin bei Nieselregen aus dem Baum und mit 145,67 Punkten verbesserte sie ihre Vorjahresleistung um 38 Punkte und sicherte sich damit ihre erste Europameisterschaft.

Masters der Herren

Viktor im Baum

Bei den Männern machte der Schwede Joe Stockton den Anfang. Ganz ruhig arbeitete sich der Schwede durch die Eiche, doch am Ende standen nur 150 Punkte zu Buche. Als zweiter männlicher Starter war bereits der junge Viktor von Magnus an der Reihe. Auch seine Leistung rechtfertigte die Masters Teilnahme und das bemerkte auch das Publikum, die in nahezu mit Standing Ovations und „Victor, Victor, Victor!“-Rufen aus dem Baum begleiteten. Eine Erfahrung die der Jungspund so schnell nicht mehr vergessen wird. Am Ende standen 198 Punkte für den Münchner auf dem Konto.

Der Däne Anders Vinther verpasste 2022 das Masters noch knapp, doch diesmal durfte auch er durch den Mastersbaum klettern. Am Ende stehen 191,33 Punkte auf dem Papier, genug um an Stockton vorbeizuziehen, aber sieben zu wenig um den deutschen Rookie in die Schranken zu weisen. Wie auch Groenbaek musste sich James Kilpatrick im Nieselregen durch die Eiche schwingen. Einen Unterschied merkte man jedoch nicht. Mit Leichtigkeit absolvierte der gebürtige Neuseeländer und für Deutschland startende Kilpatrick seinen Kurs. Mit 243,33 Punkten übernahm er am Ende seines Auftritts die Führung in der Gesamtwertung.

Männer Treppchen

Lediglich der Brite Michael Curwen, welcher bei der Europameisterschaft letztes Jahr dritter wurde und auch an der diesjährigen Deutschen Meisterschaft teilnahm, hätte James Kilpatrick noch ein Bein stellen können. Doch auch seine Leistungssteigerung zum Vorjahr (um 26 Punkte) reichte Curwen nicht um sich den Titel zu holen. Am Ende waren es 217,67 Punkte auf dem Konto des Briten.

Am Ende sicherte sich James Kilpatrick im zweiten Anlauf seinen ersten Europameistertitel in deutschen Farben. Michael Curwen wurde zweiter und der deutsche Rookie Viktor von Magnus dritter.

Kurioses: Kleiner Ort, weniger Zuschauer

Aufgrund der doch sehr kleinen Ortschaft mit knapp 2.400 Einwohnern, kann man die diesjährige Zuschauerzahl nicht mit der aus Brüssel vergleichen.

War sonst noch was?

Natürlich gibt es neben dem Baumklettern noch ein wenig aus Budmerice zu berichten. Die Organisation des ISA-Events war wie immer absolut gelungen. Die slowakischen Gastgeber stehen den anderen in nichts nach und empfingen alle mit offenen Armen und füllten die leeren Bäuche mit reichlich erstklassiger Verpflegung. Auch das Wetter spielte eine positive Rolle und bis auf den kleinen Nieselregen im Masters, schien ansonsten durchgehend die Sonne. Final muss man sich auch wieder bei den vielen Helfern und Freiwilligen bedanken, ohne die eine so tolle Europameisterschaft gar nicht stattfinden könnte.

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